Die Darstellung foto- u. hyperrealistischer, großformatiger Bilder auf
Leinwand ist es, die mich seit längerem fasziniert.
Mit Hilfe bestimmter Maltechniken möchte ich nicht nur eine scheinbare
Realität erzeugen, sondern ein Gefühl.
Dabei den Betrachter in einen Raum zu führen,
abseits von äußeren und inneren Lärm,
weitab von Denken und Verstand –
in einen Raum der Stille.
Objektivität spielt für mich die Rolle
einer Tür.
Man kann diese betrachten,
mit all ihren Reizen – und weitergehen.
Dann hat man eine Tür gesehen.
Ich möchte dem Betrachter aber
die Chance geben, einzutreten.
Ihm eine für sich ganz
individuelle Wahrnehmung des
Raumes zu ermöglichen.
In einer Zeit,
in der wir uns angeblich nach vorn bewegen,
mit einer Geschwindigkeit
die einem schier die Luft zum Atmen nimmt,
ist dies ein sehr kostbares Angebot.
Wenn wir aber als erstes
bei der Tür anfangen,
so möchte ich sie gerne zu Malerei
mit einer prägnanten,
atmosphärisch geladenen Bildsprache
– ohne Wertung – einladen.
Roman Weinig
Das Sichtbare bildet die Form eines Werkes.
Das Nicht- Sichtbare macht seinen Wert aus.
LAOTSE
BLICK VON AUSSEN
Roman Weinig – Imaginäre Räume der Achtsamkeit
Die hyperrealistischen Gemälde von Roman Weinig üben auf den Betrachter einen Sog aus, dem man sich schwerlich entziehen kann. Dabei ist es nicht relevant, an welchem Ort dies geschieht. Galerien-, Messe-, Sammler- oder Atelier-Atmosphäre bewirken gleichermaßen dieses unvorhergesehene Innehalten. Extra gezoomt anmutende Nahaufnahmen fesseln thematisch in surreal zusammengefügten Bildgeschichten oder setzen eine Art Standbild dermaßen in Szene, dass es, herausgenommen aus dem täglichen Fluss der Ereignisse, in hohem Maße nachhaltig wirkt. Eine Stellungnahme des Betrachters scheint unausweichlich zu sein.
Diese Strategie ist zugleich Bestandteil des künstlerischen Konzeptes. In unserer rasant schnelllebigen Zeit sieht Weinig darin Aufgabe, Bedürfnis und Chance, Momente der Konzentration und Achtsamkeit in seinem Sujet unermüdlich anzubieten.
In einer nahezu gefühlten übersinnlichen Seelenverwandtschaft mit dem österreichischen Künstler Gottfried Helnwein, kreisen Weinig`s Statements um Verlorenheit und Hoffnung und sind Ergebnisse seismographischen Aufspürens und Aufzeichnens globaler Entwicklungen gesellschaftlichen Lebens mit all seinen Verwerfungen und Untiefen, die den Rezipienten im Alltag gegenüberstehen, so der Maler selbst.
In ebenso starker Intensität und Perfektion ist seine Malweise zu betrachten. Ausgewählte Formate, Hölzer, Leinengewebe, mehrfache Grundierungen, bilden schon in diesem Stadium eine starke emotionale Grundlage. Der Sepia farbenen, detaillierten Rohzeichnung folgend, schließt sich ein langwieriger, hochenergetischer Prozess, partiell aufgetragener, mehrschichtiger Farblagen an, die in der Folge durch differenzierte Mal- und Kratztechniken weiter bearbeitet werden. So erzeugte, hoch sensible Oberflächenstrukturen bleiben in der Phase der Vollendung ohne Versiegelung und bewahren dadurch eine atmende Lebendigkeit. Die brillanten Farbübergänge und Nuancen der einzelnen Passagen zum Gesamtbild hin, lassen in Farbtiefe und -feinheit an altmeisterliche Licht- und Raumatmosphäre anknüpfen.
Thema, Malweise, Haltung und Anspruch bilden bei Weinig eine 100%ige Symbiose, die ihn in höchster Intensität und Akribie nicht selten an körperliche Grenzen gehen lässt.
Galerie FLOX, khc
Friesemagazin 2/2020: